Wandern, aber wo?
Heute geht es ganz allgemein um das Thema Wandern auf den sieben kanarischen Inseln. Welche Insel bietet für dich persönlich die schönsten und besten Wandererlebnisse? Denn auch die Frage, welche Insel es denn nun zum Wandern sein soll, erreicht mich ab und zu. Alle sieben kanarischen Inseln sind Vulkaninseln und liegen mitten im Atlantischen Ozean nicht weit vor der Küste Afrikas. Soweit die Gemeinsamkeit. Doch jede einzelne von ihnen überzeugt mit ihrem ganz eigenen Charme und bietet unvergleichbare Wandererlebnisse.
So stellt sich natürlich vor dem Urlaub und dem Wandern die ganz wichtige Frage: Welche Insel ist eigentlich die richtige für mich zum Wandern? Was für Landschaften möchte ich bei meiner Wanderung erleben? Sollen es lange Sandstrände oder herausfordernde hohe Gipfel sein? Um dir deine Entscheidung etwas zu erleichtern, gibt es hier heute einige Infos zu den Eigen- und Besonderheiten jeder der sieben Inseln.
Wandern auf Teneriffa
Vielseitiges Wanderparadies
Teneriffa ist nicht nur die größte der kanarischen Inseln, sondern auch die mit der größten Vielfalt und damit ein abwechslungsreiches Wanderparadies. Denn von der Küstenlinie mit wunderschönen Wandergegenden geht es auf der Insel hinauf bis zu knapp über 3.700 Höhenmeter auf den Gipfel des Vulkan Teide. Teneriffa vereint zahlreiche Landschaftsformen. Der Süden eher karg. Und der fruchtbare Norden äußerst grün. In der Höhe dann die bizarre vulkanische Landschaft um den Nationalpark Teide.
Wandern im Anaga Gebirge
Zum Wandern bietet sich zunächst das im Norden gelegene Anaga Gebirge an. Hier kannst du im Mercedeswald durch alte Lorbeerwälder wandern. Es gibt Wandertouren über schroffe Bergkämme und Schluchten mit atemraubenden Aussichten über die Berge bis hin zu dem herrlich blauen Atlantik. Als Beispiel seien die Rundtour auf den Höhenzügen Chinamada und die Rundtour in Chamorga genannt.
Wandern auf den Teide und im Teide Nationalpark
Wer eine ganz besondere Herausforderung sucht, ist ebenfalls auf Teneriffa richtig. Mitten auf der Insel befindet sich der höchste Berg Spaniens, der Vulkan Teide mit seinen 3.718 Höhenmetern. In einer anstrengenden Wanderung kannst du die Spitze dieses Riesen erklimmen und von oben bei Sonnenaufgang den längsten Schatten Europas erleben.
Doch auch der Pico Viejo mit seinen 3.135 Höhenmetern und der dritthöchste Gipfel der Insel, der Guajara mit 2.718 Höhenmeter laden zum Wandern ein. Aber auch der Nationalpark rund um den Teide herum, lockt mit vielen verschiedenen abwechslungsreichen Wanderungen, wie zum Beispiel der hübsche Rundweg durch die Caldera über den Sanatoriumsweg. Skurille Steinformationen, endlose Weiten und erkaltete Lavabrocken bieten ein Erlebnis der besonderen Art. Besonders beliebt ist die Paisaje Lunar, die sogenannte “Mondwanderung” durch weißes Felsgestein.
Wandern im Teno Gebirge
Das dritte große Wandergebiet auf Teneriffa ist das Teno Gebirge, in dem auch die Masca Schlucht liegt. Die Landschaft überzeugt die Besucher von den Klippen von Los Gigantes bis zum Risco Steig mit einer wunderschönen natürlichen Vielfalt. Meine Lieblingswanderung führt dort zum Felsentor El Bujero.
Wer die Kanaren also zum ersten Mal besucht, ist von Teneriffa und seiner Vielfalt mit Sicherheit begeistert. Wanderern wird von anspruchsvollen Höhenwanderungen unter dem beschneiten Teide bis hin zu einsamen Badebuchten viel geboten.
Wandern auf Gran Canaria
Auch Gran Canaria wartet mit einem Vulkan und vielfältiger Natur auf. Es gibt große weiße Dünenfelder, Barrancos, Stauseen und subtropische Täler. Deshalb wird die Insel Gran Canaria auch Miniaturkontinent genannt. Auf Gran Canaria wird das Inselinnere von dem höchsten Vulkan der Insel, dem Pico de las Nieves, der allerdings „nur“ 1.949 Meter aufweist, geprägt. Ganz in der Nähe befindet sich auch das Wahrzeichen Gran Canarias, der 1813 Meter hohe Roque Nublo. Hier haben nicht nur Wanderer, sondern auch Kletterer ihre Freude. Die kleine Rundwanderung um den so genannten „Wolkenfels“ steht bei den meisten Wanderurlaubern der Insel ganz oben auf dem Programm.
Doch herrliche Wanderstrecken in jeder Länge gibt es rund um die ganze Insel. Und wer die Einsamkeit liebt, für den gibt es zum Beispiel eine beeindruckende Wanderung durch überwältigende Schluchten zu dem einsamen Strand von Güi Güi. Als weiteres Beispiel sei hier die Wanderung durch das Naturschutzgebiet Inagua genannt, das neben seinen schroffen Felswänden mit einer einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt lockt. Gran Canaria bietet wirklich mehr als nur die Touristenhochburgen im Süden.
Wandern auf La Gomera
Die zweitkleinste kanarische Insel La Gomera wird oft als die wildeste Insel bezeichnet. Das rührt daher, dass auf der kleinen Insel mit dem 1.500 Meter hohen Gipfel Garajonay ungefähr 50 steilwandige Schluchten zum Meer abfallen. An wirklich jeder Ecke bietet La Gomera beeindruckende Wandererlebnisse. Touristenburgen gibt es bis heute noch nicht. Auch wenn das bekannte Valle Gran Rey lange keine Hippieenklave mehr ist, herrscht auch dort noch der Individualtourismus vor.
Wandern ist auf La Gomera bis zur Inselspitze des Garajonay auf 1.500 Höhenmeter möglich. Ansonsten bietet die Insel an den Nordhängen die gleiche Vegetation wie Teneriffa, Gran Canaria und la Palma. Du kannst durch Nebel- und Lorbeerwälder wandern. Doch nicht nur im Norden, Wandern ist wirklich rund um die kleine Insel La Gomera möglich. Eine besondere Attraktion ist die Steilwand von Agulo. Dort kannst du zum gläsernen Skywalk hinauf wandern. Doch auch eine große Runde über die Höhenzüge im grünen Valle Gran Rey ist ein einmaliges Erlebnis – wenn auch nicht ganz unanstrengend. Eine meine Lieblingswanderungen auf La Gomera ist die große Rundtour über schroffe Höhenzüge herunter zum Playa El Cabrito und auf der anderen Seite des Barranco zurück über verlassene Dörfer zur Degollada de Peraza.
Wie auf den meisten anderen Inseln gibt es auch auf La Gomera Fernwanderwege, die über die ganze Insel gehen. Wandern kannst du auf La Gomera auf den Wanderwegen GR-131 (die Höhenzüge) und GR-132 (Rundtour um die Insel).
Wandern auf La Palma
La Palma ist die fünftgrößte kanarische Insel. Die nordwestliche gelegene Insel wird die Isla Bonita, die Schöne oder auch die Isla Verde, die Grüne, genannt. Und tatsächlich unterscheidet sie sich von den anderen kanarischen Inseln durch ihre üppige grüne Vegetation, die in Teilen die Landschaft besonders wild erscheinen lässt. Wandern ist auf La Palma, das zum Biosphärenreservat erklärt wurde, ein ursprüngliches Erlebnis.
Touristenhochburgen, wie auf Teneriffa und Gran Canaria gibt es nicht. Dafür aber wegen der reinen Luft ein bekanntes Observatorium in der Nähe des Roque de los Muchachos. Der ist auch mit seinen 2.426 Höhenmetern die höchste Erhebung der Insel. Du kannst auf La Palma recht hoch auf die Felsen und Vulkanränder hinaufwandern. Auch auf La Palma gibt es, wie zum Beispiel im Norden um das Naturschutzgebiet Caldera de Taburiente Kiefern- und Lorbeerwälder.
Im starken Gegensatz dazu stehen dann die riesigen dunklen Vulkanlandschaften und die Aschefelder des Südens. Die Paradetour auf La Palma ist die Ruta de los Volcanes. Auf dieser findet jährlich der bekannte Ultra Marathon Transvulcania statt. Auf La Palma ist der letzte Vulkan in den 70ger Jahren des letzten Jahrhunderts ausgebrochen. Erdgeschichtlich also noch ganz frische Vulkanaktiviät. Bei einer Tour zur Südspitze von La Palma kannst du hohe Gipfel, Vulkane und die wunderschöne Küste miteinander verbinden.
Wandern auf El Hierro
Wandern auf El Hierro gilt noch ein wenig als echter Geheimtipp für Urlauber. Hier auf der kleinsten und westlichsten kanarischen Insel triffst du auf keine Touristenmassen, sondern auf fast unberührte Natur. Das liegt vielleicht auch ein wenig daran, dass es so gut wie keine Badestrände gibt. Dafür gibt es wie auf den Nachbarinseln an den Nordhängen dichte Lorbeerwälder. Es geht auf El Hierro bis zu 1.500 Höhenmeter hinauf. Das Inselinnere erinnert mit seinen grünen Hochebenen, die von typischen Steinmauern eingefasst sind, ein wenig an Irland.
Auch El Hierro wurde zum UNESCO Biosphärenreservat erklärt. Hier vor der Küste waren noch kürzlich Vulkane aktiv. Auf El Hierro kannst du wirklich abschalten und den grauen Alltag hinter dir lassen. Viele gekennzeichnete Wanderwege machen die kleine Vulkaninsel zu einem reinen Wanderparadies. Wer einen Abenteuerurlaub sucht, ist hier also genau richtig. Ich selber habe schon einige Touren auf El Hierro gemacht. So kannst du auf dem Inseldach eine herrliche Zwei Gipfeltour zum Malpaso unternehmen. Wunderschön auch die beeindruckende Rundwanderung an der Abbruchkante zum El Golfo Tal entlang zum bekannten Mirador de La Peña.
Wandern auf Fuerteventura
Wer die Weite und entspannende Strandwanderungen mag, wird Fuerteventura mit seinen weißen Sanddünen lieben. Wie alle kanarischen Inseln ist auch sie eine Vulkaninsel und bietet eine surreale, karge Vulkanlandschaft. Wandern durch diese Kulisse ist eine willkommene Abwechslung zum Strandurlaub. Doch auf Fuerteventura lässt sich beides ideal verbinden. Ein Bade- und Surfer Paradies an langen weißen Traumstränden. Da ist natürlich eine ausgiebige Wanderung entlang des weißen Sandstrands oder durch die hohen Sanddünen ein absolutes Muss.
Wer ausreichend Zeit hat, kann auch hier über die ganze Insel wandern. Auf dem Camino Natural de Fuerteventura (GR-131) mit einer Gesamtlänge von 155 km ist Wandern für Langstreckenbegeisterte möglich. Vorbei führt dieser Weg unter anderen an den bekannten Dünen von Corralejo. Doch auch auf Fuerteventura gibt es kleine Berge. Im Norden und auf der Westseite der Insel kann es dann doch schon mal bis 800 Höhenmeter hochgehen. Hier findest du die Wanderung auf den höchsten Berg der Insel, den Pico de La Zarza.
Wandern auf Lanzarote
Lanzarote ist die älteste der kanarischen Inseln und hat 213 Kilometer Küste, die von fast jedem Punkt der Insel irgendwie zu sehen sind. Es gibt keine allzu hohen Bergketten. Dennoch geht es auf einigen Wanderungen bis um die 600 Höhenmeter hinauf auf die Vulkane. Lanzarote überzeugt eher mit Flachland und sanften Hügeln. Der Kontrast zwischen dem schwarzen Erdboden und dem hellblauen Wasser ist ein besonderes Highlight bei jeder Küstenwanderung.
In der Inselmitte, rund um den Timanfaya Nationalpark gibt es die verschiedensten Wanderrouten, die alle durch die spektakuläre vulkanische Landschaft führen. Ein weiteres Highlight für jeden Wanderer und Kulturgenießer ist eine Wanderung durch das größte Weinanbaugebiet der kanarischen Inseln La Geria. Die Weinreben werden hier inmitten von ausgedehnter Vulkanasche in runden Mulden angebaut.
Eine Wanderung auf dem Kraterrand des höchsten Vulkans der Insel, der Montaña Blanca ist ein unvergessliches Erlebnis.
Und zum Schluss
Mit dieser Kurzinfo über die Besonderheiten der kanarischen Inseln sind einige Basics zum Wandern benannt. Doch jede der kanarischen Inseln bietet so viel, dass sie sich einfach nicht mit wenigen Worten beschreiben lassen. Welche der Inseln die richtige für deine Ansprüche ist, musst du natürlich selbst entscheiden. Und vielleicht auch einfach ausprobieren. Ich wohne auf Teneriffa und kenne diese Insel daher am besten. Doch zwei Wochen im Jahr verbringen ich jeweils zum Wandern auf den Nachbarinseln. Und es gibt immer noch wieder etwas Neues zu entdecken. Und natürlich auch sehr viel schöne Touren, die ich noch aufzuschreiben habe.
Meiner Meinung nach haben alle kanarischen Inseln sehr viel zu bieten. Und es gibt wohl wenig Orte auf der Welt, an denen auf so kleinem Raum, so viel Vielfalt herrscht. Alle Wandergebiete locken mit viel Natur und Entspannung. Für welche Insel du dich auch entscheidest, ich wünsche dir wunderschöne Wandertage,
Dagmar von SiebenInseln
Liebe Dagmar,
vielen Dank für diesen schönen Artikel. Mit meiner Frau (63 und 67 Jahre und recht fit) überlegen wir 14 Tage von Mitte bis Ende November auf den Kanaren / Teneriffa zu wandern. Hättest Du Vorschläge für Übernachtungen, Führungen in Gruppen oder auch einen guten Ausgangspunkt für abwechslungsreiche Wanderungen, die wir zu zweit alleine machen könnten? Bietest Du auch selbst an?
Beste Grüße Heiner
Nein lieber Heiner, ich biete nichts an und wandere nur privat. Da auch beim Wandern die Vorstellungen so unterschiedlich sind, kann ich dir leider keine allgemeinen Vorschläge unterbreiten. Klick dich mal durch die Blogartikel und schau, welche Region für euch in Frage kommt. Teno oder eher Anaga? Liebe Grüße und viel Freude beim Wandern, Dagmar